Logopädie – wie bekomme ich die?

Eine Logopädie zu bekommen ist nicht schwer, allerdings ist es nicht so wie eine Psychotherapie zu beginnen. Tatsächlich muss eine Logopädie von einem Spezialisten verschrieben werden und man bekommt auch ein Rezept dafür, eigentlich so wie für ein Medikament auch. Das liegt daran, dass die Logopädie als eine Heilungs- oder Behandlungsmaßnahme betrachtet wird, ähnlich wie eine Krücke oder Schiene.

Das Rezept gibt einem allerdings nicht der Psychotherapeut (genauso wenig wie das Rezept für die Hormone), sondern ein Spezialist für die Stimme. Das kann ein Phoniater sein, der sich ausschließlich damit mit der menschlichen Stimme beschäftigt oder ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO). Diese stellen dann ein Rezept (bzw. eine Heilmittelverordnung) für den Logopäden aus. Ihr müsst wirklich darauf achten, dass die Ärzte euch nicht aus Versehen eine Überweisung geben – damit kann ein Logopäde (der eben i.d.R. kein Arzt ist) nämlich nichts anfangen.

Es ist aber durchaus sinnvoll, wenn ihr euren Psychotherapeuten fragt, ob ihm in eurer Umgebung mit Transsexualität erfahrene Phoniater/HNO-Ärzte und Logopäden bekannt sind. Nicht jeder Stimmspezialist weiß bescheid, welche Maßnahmen er bei Transsexualität verschreiben darf. Genauso ist es bei Logopäden wichtig, dass diese Erfahrung mit der Stimmarbeit mit transsexuellen Personen haben – oder zumindest die Ambition sich damit zu beschäftigen. Die Arbeit mit Trans*-Patienten weicht stark von den normalerweise in der Logopädie gewünschten Therapiezielen ab.

Ich selbst war bei einem Phoniater in München, der mir von meiner Logopädin empfohlen wurde. Im Prinzip läuft die „Untersuchung“ so ab: Die Stimme wird durchgemessen, der Stimmapparat untersucht und nach Vergleich mit dem weiblichen Erscheinungsbild festgestellt, dass eine Frau eine männliche Stimme hat und somit behandlungsbedürftig ist (oder entsprechend anders herum – auch Transmänner können Logopädische Begleitung bekommen). So jedenfalls der formale Gedankengang.

Bekommen hatte ich damals ein Rezept für zehn Sitzungen, soviel wird in der Regel immer verschrieben. Die Regelverordnungsmenge beträgt 20 Stunden. Danach müsst ihr nochmal zu eurem Phoniater oder HNO-Arzt, damit der euch bestätigt, dass die Stimme noch nicht ausreichend angepasst ist und deshalb eine Verordnung außerhalb der Regelfalls notwendig ist. Macht euch aber keine Sorgen, normalerweise gibt es dabei keine Probleme.

Für eine Logopädie ist keine Bestätigung oder Bescheid vom Psychotherapeuten notwendig und auch keine diagnostizierte Transsexualität. Ich persönlich hatte mit der Logopädie im Januar 2014 begonnen, kam aber im August zu einem auf Transsexualität spezialisierten Psychologen und bekam auch erst dann die entsprechende Diagnose.

Sophie
Hi, ich heiße Sophie und bin 25 Jahre alt. Eine der Mitbegründerinnen hat mich überredet als Gastautorin hier zu schreiben und so werde ich in Zukunft immer mal wieder was schreiben, Nützliches und Interessantes (hoffentlich). eMail: sophie@younganddifferent.de.

2 Kommentare

  1. Ich wusste nicht, dass eine Logopädie von einem Spezialisten verschrieben werden muss. Das sieht wirklich wie ein Medikament aus, wenn sogar ein Rezept dafür notwendig ist. Interessant! Meine Tochter hat Problemen beim Sprechen und ich informiere über das Thema. Logopädie kann auf jeden Fall eine Lösung sein. Danke!

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