Durch Zufall bin ich über ein Video gestolpert, das recht anschaulich die Genitaloperation (Vaginoplastik) für Transfrauen zeigt. Es wurde von der European Society of Urology erstellt und beschreibt grob die Operationsschritte in einer Animation. Hier sei gesagt: Fast keine Operation läuft exakt so ab! Der Chirurg muss immer auf die speziellen, bei jeder Patientin anderen Gegebenheiten eingehen und hat natürlich auch seine eigenen Methoden entwickelt oder zumindest die Basismethoden verfeinert.
Was wird in diesem Video gezeigt?
Der erste Schritt beschreibt die Orchiektomie, die Entfernung beider Hoden. Dafür wird die Skrotalhaut (Hodenhaut) aufgeschnitten und die Hoden werden entnommen. Anschließend wird die Penisschafthaut mit einem Schnitt um die Eichel herum gelöst und zur Basis des Penis gezogen. Dadurch werden die Harnröhre, die Schwellkörper und der Nerv zur Eichel (später Klitoris) freigelegt. Die Harnröhre und die Schwellkörper werden vorsichtig von der Eichel abpräpariert ohne den Nerv zur Eichel zu verletzen. Anschließend wird alles aus der Penisschafthaut heraus gezogen, um die Schwellkörper auch an der Basis abzutrennen. Die Harnröhre wird an der Basis belassen, da diese später noch verwendet wird. Die Penisschafthaut wird umgestülpt und die Öffnungen für Klitoris und Harnröhre werden an der korrekten Position in die Haut geschnitten. Anschließend wird die Eichel verkleinert und zum Teil durch die eben geschaffene Öffnung gezogen. Da es nicht wie eine Eichel sonder wie eine deutlich kleinere Klitoris aussehen soll, bleibt ein Teil der Eichel unter der Haut verborgen. Die Klitoris wird an ihrer Position festgenäht. Nun wird die Harnröhre ebenfalls durch das für sie vorgesehene Loch gezogen. Die Penisschafthaut und die Harnröhre werden längs eröffnet und aneinander genäht (Achtung: Einige Chirurgen machen das nicht, da der Nutzen sehr umstritten ist und es auch Argumente dagegen gibt.). So entsteht nachdem alles an seiner Position fixiert wurde die vaginale Innenauskleidung. Nun wird mit einem Dammschnitt (in Richtung Anus) die Haut geöffnet um Platz für die Vagina zu erschließen. Dazu wird stumpf (also ohne Messer – entweder mit dem Finger oder auch einer art metallernem Schuhlöffel) das im Weg befindliche Gewebe beiseite gedrückt. An geeigneter Stelle wird nun ein Faden befestigt und mit der invertierten Vaginalauskleidung verbunden um alles in dem Hohlraum zu fixieren. Zuletzt wird noch die überschüssige Haut beseitigt und die großen Schamlippen werden genäht.
Was fehlt bei dieser Darstellung oder unterscheidet sich möglicherweise von Operation zu Operation?
- Bei manchen Operateuren (z.B. Dr. Suporn) wird die Eichel und das dazugehörige Nervenbündel in drei Teile zerlegt. So kann ohne Gewebe wegwerfen zu müssen eine kleine Klitoris erreicht werden. Die verbleibenden zwei Eichelteile werden als „Secondary Sensate Organ“ in den kleinen Schamlippen fixiert.
- Fast alle Operateure verwenden mittlerweile um mehr Tiefe zu erreichen ein Stück Hodensackhaut, welches als freies Transplantat am Ende der Penisschafthaut angenäht wird. Manche Operateure (z.B. Dr. Suporn) erstellen die komplette Vaginalauskleidung aus Hodensackhaut und verwenden die Penisschafthaut für die großen und kleinen Schamlippen.
- Die Harnröhre wird nur von manchen Operateuren eingenäht. Einige argumentieren, dass das Gewebe nicht für die beim Sex entstehende mechanische Belastung ausgelegt wäre (und deswegen leicht reißen könne) und dass sich das Gewebe sehr schnell in der Struktur wandelt (die Schleimhaut also zu normaler Haut wird). Zudem entsteht durch die Längsnähte zum Einnähen der Harnröhre eine Wundkontraktion, welche eine Verkürzung der Vagina zur Folge haben könne. Manche Operateure dagegen sagen, dass es aufgrund der befeuchtenden Eigenschaften und des zusätzlich größeren Durchmessers der so geschaffenen Vagina sinnvoll sei dies trotz der möglichen Risiken zu versuchen.
- Nicht alle Operateure machen bei der ersten Operation (oder überhaupt) kleine Schamlippen.
- Wie bereits oben erwähnt, hat jeder Operateur eine etwas eigene Schnittechnik und auch bestimmte eigene Methoden. Da hilft es nur, wenn ihr eure in frage kommenden Operateure ausquetscht, was sie genau machen. Natürlich solltet ihr auch kritisch hinterfragen, warum es genau so und nicht anders gemacht wird. Ein guter Chirurg wird euch ehrlich alle Vor- und Nachteile aufzählen und sagen, warum er es so für besser erachtet.
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