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Was bedeutet es, Trans * zu sein?

Wir haben uns – und ein paar unserer Freunde gefragt: „Was bedeutet Trans * für euch?“. Was dabei heraus gekommen ist, könnt ihr hier lesen. 

Ich hatte schon im sehr jungen Alter nicht das Bedürfnis, weiblich zu sein. Ich wollte nie Kleider anziehen oder Balett tanzen. Viel Lieber spielte ich Fußball oder mit Autos.

Ich habe immer die Klamotten getragen, die meinem Bruder zu klein waren und fühlte mich darin wohl. Immer wenn ich in den Spiegel schaute, bekam ich das grauen. Weil ich ja so schon nicht hübsch aussehe, ekele ich mich richtig vor meinem Körper. Ich ziehe mich ganz ungern in einer Umkleide um, in der noch andere sind, weil ich weiß was die sich dann denken werden…

Meiner Familie gegenüber habe ich immer den Anschein gewahrt, ich sei Lesbisch, weil ich mich nicht outen wollte. Geoutet habe ich mich schließlich erst, als ich 18 war. Aber Aktzeptanz war leider wenig vorhanden. Als ich mich in er Schule geoutet hatte, schien vorerst alles ok. Dieses Jahr, als dann neue in die Klasse kamen, sollte sich das allerdings ändern. „Es gibt nur einen Jungen hier in der Klasse der einen in der Hose hat!“ und andere Sprüche dieser Art muss ich mir anhören. Für mich ist das sehr belastend, weil ich eh schon immer gemobbt wurde.

In der Öfffentlichkeit ist das alles anders. Da sehen mich immer mehr Leute als Mann und fragen zum Beispiel: „Was möchte der Junge Herr trinken?“ sowas amüsiert und freut mich dann. Bisher habe ich noch keine Schritte eingeleitet (wie z.B eine Psychotherapeutische Betreuung). Ich habe mich entschieden, dass erst nach meiner Ausbildung zu tun, denn dann habe ich auch mehr Zeit und finde villeicht wieder etwas mehr zu mir.
– Mike, 18 Jahre. Ihr könnt ihn gerne auf Facebook kontaktieren.

Trans * zu sein bedeutet für mich, endlich mein wahres ich gefunden zu haben. So zu sein, wie ich wirklich bin und eines Tages meine Seele mit meinem Körper vollständig in Einklang bringen zu können. Dazu gehört vor allem, nicht mehr die „Rolle“ des Mannes vor anderen schauspielern zu müssen. Zum Outing gehört es leider dazu, den einen oder anderen Freund zu verlieren. Dafür gewinnt man aber viele neue Freunde, die einen so mögen und akzeptieren wie man ist. Es bedeutet für mich aber auch, endlich eine Beziehung führen zu dürfen, in der ich in meine wahre Geschlechterrolle leben kann.
– Laura, 23 Jahre.

Meine Definition von trans * ist ganz einfach, ich fühle mich meinem Geburtsgeschlecht (weiblich) nicht verbunden und habe den Wunsch mich geschlechtlich anders zu definieren (genderqueer), als das Geschlecht das mir ein wahllose_r* Doktor_in* bei meiner Geburt ohne mich zu kennen zugewiesen hat, nur weil die Mehrheit der Gesellschaft behauptet ich sei weiblich, da ich eine Vagina besitze. Trans * sein bedeutet für mich ich zu sein. Es gibt mir die Möglichkeit mein für mich nicht vorhandenes Geschlecht auszuleben und mich folglich in meiner Haut weitgehend wohl zu fühlen. Das Ausleben gestaltet sich zwar nicht immer so einfach, wie ich mir es wünsche und vorstelle, jedoch bewege ich mich hauptsächlich in Kreise, in denen mein Geschlecht keine Rolle spielt und ich akzeptiert werde, egal ob männlich, weiblich oder anderes. Zum Abschluss noch mein politisches Statement: Break the binary!
– genderqueer, 15 Jahre.

Was bedeutet es für mich trans zu sein? – Darüber habe ich jetzt lange nachgedacht und mir Zeit für genommen. Schlussendlich komme ich immer auf meinen größten Knackpunkt, warum trans sein für mich unter Anderem bedeutet, Opfer zu bringen. Opfer die man anfangs vielleicht nicht bereit ist einzugehen und das nur damit man leben kann… nicht nur überleben!

Für mich war es, das ich niemals biologisch gesehen Kinder haben werde, da ist für mich unmöglich ist in der falschen, gespielten Rolle Kinder zu zeugen. Was wäre ich nur für ein Vorbild für meine Kinder, das man sich im Leben für andere nur stark genug verbiegen, sich verleugnen muss? – Nein. Das kann und will ich nicht.
Bevor ich meinen Weg begann, drehten sich bei mir die Gedanken nur um die Angst nie unerkannt Leben zu können, dass wenn ich den Weg gehe es mir jede*r ansieht … für immer. Hinzu kam, dass ich ungern Medikamente nehme. Ich mag es nicht von diesen “abhängig“ zu sein. Auf Medikamente angewiesen zu sein.

Aber wie sehe ich es jetzt? – Ich kann es mir nicht mehr vorstellen, zurück zugehen. Es wäre für mich das Schlimmste, wenn ich wieder zurückgehen müsste. Für mich ist es einfach Leben. Ich lerne einfach so viele Menschen kennen, was ich mir früher kaum traute. Verliebe mich, gehe Beziehungen ein, durchlebe Trennungen und trotzdem liebe ich es.

Behalte die schönen Momente mit anderen Menschen, vergesse nicht was sie für mich taten. Aber ich treffe auch auf Menschen die mich anwidern, auf Menschen denen ich am liebsten an den Hals springen würde (aufgrund ihrer Taten und oder Aussagen).
Trans sein bedeutet für mich einfach, sich von den Rollenbildern zu lösen und einfach zu leben. Für mich bedeutet dies, das ich Hormone und Operationen benötige, um so leben zu können, wie ich bin. So, dass ich irgendwann angekommen bin und keine Diskrepanzen zwischen mir und meinem Körper mehr vorliegen. – Nicole, 24 Jahre

Wenn ich sage „ich bin trans“, dann hat das zwei Bedeutungen. Erstens was ich bin und zweitens was es für mich als Konsequenz bedeutet.

„trans“ ist zuerst einmal eine Abkürzung. Weil wir das „sexuell“ in transsexuell nicht mögen oder weil wir etwas anderes dahinter sehen. Hauptsächlich deshalb, weil „trans“ das kleinste Gemeinsame ist, ein Überbegriff um die so unterschiedlichen „Strömungen“ und Sichtweisen unter einen Hut zu bekommen. Trans zu sein ist nichts tolles, bestimmt nicht. Es bedeutet ein Leben voller Einschränkungen, Opfer und Enttäuschungen. Dafür zu kämpfen, was den „normalen“ von Natur aus gegeben ist und es doch nie vollständig erreichen.

Das andere ist, was trans für mein Leben bedeutet, nämlich die Transition zu machen. Die Transition ist nämlich etwas positives, auch wenn trans zu sein es nicht wirklich ist! Die Transition ist wie eine zweite Geburt. Und eine Geburt ist etwas schmerzhaftes aber auch schönes. Man ist in der verrückten Lage sich selbst zur Welt zu bringen. Man sucht sich einen Namen für sich auch, erlebt die Schmerzen selbst. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser, ins Ungewisse. Aber dennoch der Anfang vom Leben – vorher war man zwar (irgendwie) am Leben, aber doch nicht wirklich lebendig und hatte kein echtes Leben.

Die Transition kann ein wunderbarer Neuanfang sein. Leider läuft auch nicht jede Geburt reibungslos… meine Transition war ganz sicher nicht leicht. Vielleicht habe ich auch zu früh damit angefangen, aber ich konnte nicht mehr länger warten und ein Leben führen, das kein richtiges war. Und wie ein Frühchen habe ich gekämpft und es geschafft.

Viele Menschen sprechen uns unser Geschlecht ab. Aber bin ich denn keine richtige Frau? Es gibt Frauen, die besitzen einen männlichen Chromosomensatz. Eigentlich hätten sie zu Männern werden sollen. Aber aus irgendeinem Grund haben sie sich zu normalen Frauen entwickelt und keiner käme auf die Idee sie als Männer zu sehen! Viele dieser Frauen erfahren gar nicht von ihrem „Zustand“. Ich bin wie eine XY-Frau, nur dass mein Gehirn allein von der Vermännlichung verschont wurde, und nicht mein ganzer Körper, wie es bei diesen Frauen ist. Nur deshalb glauben manche, ich wäre ein Mann. Und ordnen mich in ihrem Kopf als Mann ein, selbst wenn sie mich nie anders kennengelernt haben, wie ich heute bin.

Aber woher kommt denn dieses „ich“ her? Wer sagt denn „ich“? Es sind nicht die Genitalien oder die Chromosomen. Es ist mein Gehirn, und das ist weiblich. Deshalb bin ich am Ende doch eine Frau. Nicht vollständig und das ist mein größtes Unglück, aber eben so sehr wie ich es schaffen kann, und das was an mir wegen dieses Geburtsfehlers nicht weiblich ist, spielt doch im Alltag gar keine Rolle. Das gleiche gilt genau so auch für XX-Männer und Transmänner. Wir sind trans, weil unser Geschlecht nicht so ist, wie es von der Geburt von außen war. – Sophie, 25 Jahre.

Trans zu sein, bedeutet für mich erstmal, endlich mein Leben zu leben. Endlich das zu tun, was ich möchte und nicht, was andere von mir erwarten (bzw. das von dem ich denke, dass andere es von mir erwarten). Nach dem Coming Out war es wie eine Befreiung – die Welt ist für mich wieder bunter geworden. Trans zu sein, bedeutet für mich, mich so zu akzeptieren, wie ich bin – biologisch männlich, aber psychisch eindeutig weiblich und aus diesem Grunde auch die Folgen der männlichen Pubertät so gut es geht zu bekämpfen (mit Logopäde, Hormonersatztherapie und Geschlechtsangleichender Operation). Ich möchte in der Öffentlichkeit (aber auch in der Familie und im Freundeskreis) als Frau behandelt und wahrgenommen werden – ich bin nicht „irgendetwas dazwischen“. Zum Glück klappt das bisher sehr gut und ich werde nur noch als die Person wahrgenommen, die ich wirklich bin. Theresa, 22 Jahre.

Vielen Dank allen, die hier mit ihren Erfahrungen einen Beitrag geleistet haben.

Beitragsbild: Pixabay, chafleks

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