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Meine HRT nach 19 Monaten – erstes Update

Vor ein paar Monaten habe ich von meiner (etwas chaotischen) HRT berichtet. Seit dem hat sich so einiges getan: Progesteron hat bei mir überraschend gut gewirkt, schon nach wenigen Tagen waren die depressiven Gedanken wie weggeblasen. Es war also eindeutig richtig, auf Progesteron zu bestehen. Die Behauptung, es würde nicht wirken und nur das Thromboserisiko erhöhen, stimmt bei mir jedenfalls überhaupt nicht. 

Ich hatte auch geschrieben, dass ich mit meinem Endokrinologen unzufrieden bin. Mein Eindruck hat sich leider bestätigt. Als ich dann berichtet hatte, dass Progesteron positiv auf mich gewirkt hat, war der Arzt richtig überrascht. Mein persönliches Fazit: Selbst mit Transsexualität vertraute Endokrinologen haben eigentlich kaum Ahnung was sie da tun. Es besteht ein allgemeiner Konsens wie eine HRT bei TS aussehen soll, und das wird dann auch gemacht. Individuelle Betreuung oder zuhören – Fehlanzeige. Deshalb bin ich zu einem Gynäkologen gegangen, auch im Hinblick auf die OP-Nachsorge.

Zuerst zum Positiven: Dieser Arzt hat sich wirklich Zeit für mich genommen und mir auch zugehört. Ich hatte das Gefühl in guten Händen zu sein. Leider hat er, nach eigener Aussage, kaum Ahnung davon, wie eine HRT bei TS aussehen soll, hat aber versprochen sich umzuhören. Wirklich negativ war aber, dass ich die Ergebnisse erst nach drei Wochen telefonisch bekommen hatte, und schriftlich erst nach einem Monat. Dabei hatte sich gezeigt (siehe Tabelle), dass nicht nur das Testosteron zu hoch war (und ich mich somit einen Monat lang unnötig mit viel zu viel T herumplagen musste), sondern dass es am Ende nur zwei Werte waren, und nicht wie früher ein ganzes Blutbild. Wie man für so wenig so lange braucht ist mir schleierhaft. Immerhin bekam ich den Rat, es anstatt Tabletten mit Gel oder Pflaster zu versuchen.

Auch wenn die Betreuung beim Gynäkologen viel besser ist, habe ich mich entschlossen doch wieder zum früheren Endokrinologen zu gehen, einfach weil er besser erreichbar ist und ich die Werte schon nach ein paar Tagen auf dem Tisch habe. Dafür werde ich mich ab jetzt nicht mehr beschwatzen lassen und selbst entscheiden, wie ich mit der HRT verfahren werde, und auch wann ich wieder zur Kontrolle gehe. Die letzte Kontrolle habe ich einen Monat früher als empfohlen gemacht und mir deswegen in der Praxis auch Kommentare eingehandelt. Aber der viel zu hohe T-Wert hat mir wieder Recht gegeben.

Und so sieht es derzeit bei mir aus: Ohne Androcur geht es leider doch nicht. Eine viertel Tablette alle zwei Tage war nicht genug, deshalb bin ich auf eine viertel Tablette täglich hochgegangen, also 2,5 mg CPA. Das wollte ich zwar vermeiden, weil ich mit Androcur schlechte Erfahrungen gemacht habe, aber Progesteron scheint als natürliches Antidepressivum die negativen Wirkungen auszugleichen. Ich merke jedenfalls nichts von den Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Antriebslosigkeit.
Auch mit dem Gel bin ich zufrieden. Ich weiß nicht, ob es davon kam oder nicht, aber seit etwa einem Monat spüre ich, wie die körperliche Feminisierung wieder nach einem dreiviertel Jahr Pause weitergeht (speziell Brustwachstum). Mit Androcur kann ich leben, da ich es nur noch etwa 50 Tage nehmen werde, bevor ich es vor der OP absetze. Ende Mai werde ich (wieder viel zu früh nach Ansicht meines Endokrinologen) ein letztes mal vor der OP zur Kontrolle gehen, hoffentlich hat sich das Testosteron dann noch weiter reduziert.
Persönliches Fazit: So wirklich Ahnung hat von der HRT bei TS eigentlich keiner (Ausnahmen sind willkommen). Ich kann nur dazu raten, sich von den Ärzten nicht zu sehr beirren zu lassen. Letzten Endes ist es euer Körper.

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